Wien – Landstraße: bestialischer Gestank dringt durch die Tür der kleinen Messie-Wohnung, die kurz zuvor von den Behörden geöffnet wurde. Der Vermieter selbst hatte diese um Hilfe gerufen, nachdem der Bewohner mehrere Tage nicht zurückgekehrt war und er davon ausgehen musste, dass zwei Katzen unversorgt zurückgeblieben waren.
Was man allerdings in der kleinen Wohnung tatsächlich vorfand, verschlug selbst den erfahrenen Amtstierärzt:innen und Tierretter:innen die Sprache:
Der gesamte Boden der Wohnung war mit Urin, Kot und Erbrochenem der Katzen beschmutzt, die kleine Dusche hatte einer der Katzen offensichtlich kurz davor noch als Geburtsstätte gedient.
In stundenlanger Arbeit konnte die Tierrettung der Stadt Wien schlussendlich die 38 Katzen aller Altersstufen aus den furchtbaren Haltungsbedingungen bergen.
Ein neugeborenes Kitten – die Nabelschnur hing noch am kleinen Körper – haben die Hilfskräfte leider bereits verstorben vorgefunden, alle anderen Samtpfoten wurden umgehend ins TierQuarTier Wien gebracht und tierärztlich versorgt.
Alle Katzen wiesen einen schlechten Ernährungszustand auf, einige der Vierbeiner waren bereits stark abgemagert, dehydriert und verletzt. Beinahe alle Stubentiger hatten abgebrochene Zähne, was vermutlich vom Anknabbern der Möbelstücke und des Mülls aus reiner Hungersnot herrührte. Man muss davon ausgehen, dass die Regeneration der schwachen Samtpfoten mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen wird, bevor sie auf neue Plätze vermittelt werden können. Nachdem alle Katzen unkastriert waren, ist zu befürchten, dass weiterer Nachwuchs unterwegs ist.
Unter „Animal Hoarding“ versteht man das krankhafte Sammeln von lebendigen Tieren. Die Halter:innen können die Tiere nicht angemessen versorgen, nehmen das selbst aber in den meisten Fällen nicht wahr, sondern glauben sogar die einzige Rettung für ihre Tiere zu sein. Jedoch ist das Gegenteil der Fall, weiß Thomas Benda, Betriebsleiter des TierQuarTiers: „das traurige Resultat der falsch verstandenen und gelebten Tierliebe sind oftmals komplett verwahrloste und kranke Tiere, die über mehrere Wochen oder sogar Monate medizinisch betreut werden müssen und in den schlimmsten Fällen nie wieder genesen.“
Erst letzten Sommer wurden 62 Katzen aus einer kleinen Wohnung in Wien Brigittenau gerettet und ins TierQuarTier gebracht. Aufgrund der intensivmedizinischen Betreuung und der aufopfernden Pflege der Stubentiger haben alle bis auf eine Katze das Martyrium überlebt und konnten mittlerweile zu ihren neuen Familien ziehen.