Innerhalb der letzten Woche wurden in Wien insgesamt acht hilflose Tierbabys – sieben Hundewelpen und ein erst wenige Wochen altes Kätzchen – ihrem Schicksal überlassen.
Zurückgelassen in einem Gebüsch, in einem Park, einer Wiese oder in einem Verschlag auf einem Firmengelände. Die Fundorte und Bezirke sind ganz unterschiedlich. Eines aber haben die kleinen Findlinge alle gemeinsam: Sie sind unterernährt, ungepflegt und die meisten davon an Parvovirose erkrankt – einer hoch ansteckenden Infektionskrankheit, die gerade in den ersten Lebenswochen oft zum Tod der Tiere führt.
„Es ist erschreckend wie grausam die Menschen mit solch hilflosen Lebewesen umgehen und wie dreist sie sich ihrer entledigen! Bitte überdenken Sie die Anschaffung eines Haustieres genau und sollten Sie sich für ein neues, tierisches Familienmitglied entscheiden, kaufen Sie bitte keine Tiere aus dem Ausland – damit unterstützen Sie den illegalen Handel mit Welpen und so gut wie immer Tierquälerei“, so die Bitte von Thomas Benda, Betriebsleiter des TierQuarTiers in Wien.
Ob die unschuldigen Vierbeiner überhaupt jemals ein Zuhause besessen haben, oder direkt aus Kofferraumverkäufen oder Tiertransporten auf die Straße gesetzt wurden, ist fraglich.
Auch wenn im Frühling das Telefon der Tierrettung der Stadt Wien selten stillsteht: so dramatisch wie in diesem Jahr dürfte es noch nie gewesen sein.
Manchmal bleiben leider alle Rettungsversuche erfolglos. Drei der ausgesetzten Tiere haben ihr Martyrium nicht überlebt. Um die Gesundheit der anderen wird von den TierärztInnen und PflegerInnen im TierQuarTier Wien weiterhin gekämpft.
„Die armen Vierbeiner sind vermutlich Opfer des skrupellosen Tierhandels, der seit Corona immer schlimmere Ausmaße annimmt. Wer einen Hund oder eine Katze aus dem Internet bestellt oder von dubiosen HändlerInnen kauft, ist mitschuldig daran, dass dieses schmutzige Geschäft auf Kosten der Tiere so erfolgreich läuft – und dass die Tiere so leiden müssen wie die acht aufgefunden Welpen“, betont Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau.
Die Tierschutzombudsstelle Wien hat ausgewertet, dass die Suchanfragen nach Welpen im Internet seit Beginn der Pandemie um 120 Prozent zugenommen haben. Die Anzahl der aufgrund einer Parvovirose-Erkrankung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien behandelten Hundewelpen ist im gleichen Zeitraum um 40 Prozent gestiegen. „Das Problem ist, dass die Menschen unbedingt jetzt sofort ein bestimmtes Tier haben wollen. Statt umsichtig und ohne Zeitdruck an die Auswahl des neuen Familienmitglieds heranzugehen, wird einfach per Mausklick das vermeintlich perfekte Tier geordert“, so Persy. Dieses stelle sich dann jedoch oft nach wenigen Tagen als „Mogelpackung“ dar: Statt eines gesunden, gut sozialisierten Welpen bekommen die KundInnen ein krankes Tier unbekannter Herkunft geliefert. „Wir bekommen seit Monaten nahezu täglich Anrufe von KäuferInnen, die verzweifeln, weil sie nun neben den Anschaffungskosten auch noch die hohen Behandlungskosten für den Welpen tragen müssen – ohne zu wissen, ob dieser die schwere Krankheit überhaupt überleben wird. Für uns ist daher leider auch nicht auszuschließen, dass die aufgefundenen Tiere von ihren neuen HalterInnen ausgesetzt worden sind, die mit der Situation überfordert waren“, so Persys Befürchtung.
Haben Sie etwas Verdächtiges beobachtet oder kennen Sie jemanden, der sein Tier womöglich ausgesetzt hat?
Hinweise werden unter 01/4000 8060 an das Fundtierservice der Stadt Wien erbeten.